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Gemeinschaftsunterkunft Aschaffenburg: Wenn Hoffnungslosigkeit in Aggression umschlägt

Veröffentlicht am 26.07.2020



am Samstag, 4.1.2020
In der ehemaligen Graves-Kaserne kommt es immer wieder zu Gewalt unter Bewohnern - 
Neue Sozialarbeiter sollen helfen. 
Engagieren sich in der GU Aschaffenburg: (von links):
Esther Seibert, Bernhard Kullmann, Pierre Gruber, Dr. Hans-Jürgen Fahn. Foto: Harald Schreiber

In der Asyl-Ge­mein­schafts­un­ter­kunft (GU) in der Aschaf­fen­bur­ger Gra­ves-Ka­ser­ne sind
der­zeit fast die Hälf­te der Bet­ten un­be­legt.
Knapp 220 Ge­flüch­te­te wa­ren hier En­de No­vem­ber un­ter­ge­bracht. Platz bie­ten die Ge­bäu­de auf dem Ka­ser­nen-Areal für knapp 400 Men­schen.

Eine komfortable Situation, könnte man meinen. Dennoch kommt es immer wieder zu Konflikten unter einigen Bewohnern.
Die Stadt Aschaffenburg hat nun zwei Sozialarbeiter eingestellt, die den Bewohnern zur Seite stehen sollen. Beide haben für die Arbeit in der GU je eine halbe Stelle inne und sprechen neben Deutsch auch arabisch beziehungsweise türkisch.
»Das ist sehr großzügig, aber eigentlich ist es nicht die Aufgabe der Stadt«, sagt Esther Seibert vom Initiativkreis für Menschenwürde.
Die Organisation kümmert sich seit 2011 um die Belange der Bewohner in der GU Aschaffenburg, die eine Einrichtung der Regierung von Unterfranken ist.
Im Gespräch mit unserem Medienhaus betonten die Sprecher des Kreises - neben Esther Seibert sind das Bernhard Kullmann und Hans Jürgen Fahn - sowie Pierre Gruber, der das Freitagscafé in der GU organisiert, dass Hoffnungslosigkeit und Aggressionen einigen Bewohnern zu schaffen machten.
»Es kommt immer wieder zu kleineren, aber auch heftigeren Aggressionen zwischen den Bewohnern und zu Zerstörungen«, sagte Seibert.
Bei einer Besichtigung der GU mit Aschaffenburger Stadträten im Frühjahr hatte auch Leiterin Brigitte Knopf von Verschmutzungen und Vandalismus durch Bewohner in den Gemeinschaftsküchen und Sanitäranlagen berichtet.

Aus Sicht des Initiativkreises ist die Situation vor allem für junge Erwachsene problematisch, die bisher als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in einem Jugendheim untergebracht waren und nun als Volljährige in die GU hätten umziehen mussten.
Sie hätten zwar Anspruch auf psychosoziale Betreuung, könnten sich aber aufgrund von Traumatisierungen nicht darum kümmern, sagte Seibert. Einige könnten nachts nicht schlafen, nähmen Alkohol und Drogen zu sich, dadurch komme es zu Gewalt.
Auch bei Geflüchteten ohne Aussicht auf Bleiberecht oder auf eine Arbeitserlaubnis, zum Beispiel aus Somalia oder Elfenbeinküste, sei der Frust groß. Einigen würde es schon helfen, wenn ihnen jemand ein offenes Ohr schenkt, sind sich Gruber und Seibert sicher.
»Viele haben einen ganz hohen Redebedarf, wollen einfach mal Dampf ablassen«, sagte Seibert.
»Wenn sie merken, dass es Leute gibt, mit denen sie reden können, werden sie schon ruhiger«, hat Pierre Gruber im Freitagscafé beobachtet.
»Es macht wirklich Sinn, eine Art Streetworker hier zu haben.«

Sabine Dreher

Kommentar von Pierre-Gruber am 06.01.2020 :

Bundesamt erlässt zynische Bescheide

Seit letztem Jahr werden in der GU Aschaffenburg vermehrt Flüchtlinge aus Somalien und der Elfenbeinküste untergebracht.
Sie alle erhalten vom BAMF negative Bescheide, meist mit fadenscheinigen, in Anbetracht der aktuellen Situation in ihrer Heimat extrem zynischen Erklärungen.
Dies bedeutet, dass sie kein Asyl-Status bekommen, und lediglich bis zur ihrer Abschiebung geduldet sind.
Dies wiederum bedeutet, dass sie weder eine Arbeitserlaubnis, noch Anrecht auf Maßnahmen wie Deutschkurs oder Ausbildung erhalten.
Seit diesem Jahr bekommen diese „Geduldeten“ auch nicht mehr wie zuvor ein monatliches Taschengeld von ca. 250,00 €, sondern einen Einkaufsgutschein von noch geringerem Wert.
Dieser erlaubt ihnen, Lebensmittel in einem Supermarkt zu erwerben, nicht aber Dinge wie etwa Tabakwaren, Bustickets, oder Handy-Prepaid-Karten.
Der Kontakt zu ihren Verwandten ist somit ebenso unterbrochen, wie die Chance, mit „normalen Menschen“ in Kontakt zu treten.
Somit kommen zu den bestehenden Traumata ihrer oft langjährigen Flucht der Stress und die Frustration ihrer jetzigen aussichtslosen Lage hinzu.
Diese Maßnahmen und geglückte Abschiebungen führen zu reduzierten Flüchtlingsquoten in Deutschland.
Wie viele dieser Menschen später mit deutschen Waffen in ihrer Heimat ermordet werden ist bisher nirgends erfasst.

aktuelle Quellen:
Elfenbeinküste:
https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/schmutzige-schokolade-100.html
Somalien:
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/amerikas-truppen-in-somalia-nach-der-bombe-kamen-die-drohnen-16559226.html

Pierre Gruber, i.A. für das Freitagscafé Aschaffenburg

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